Das ZDF zeigt mit dem Film „APP“ im Montagskino einen niederländischen Film, bei dem wir als Zuschauer mittels App zum tieferen Erlebnis per 2nd Screen eingeladen werden.
Überall wird derzeit experimentiert. Auch unsere öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten sind gezwungen, neue Wege zu ergründen, um uns Zuschauern eben solche Mittel an die Hand zu geben, die uns beim Konsum eines Filmes oder einer Sendung ein noch größeres Erlebnis bescheren können.
Während man in der ARD lieber auf altbewährte Quiz-Unterhaltung setzt und aus einer App eine TV-Show generiert, bei der sich die Zuschauer über jene App mit den Kandidaten in der Sendung live in Sachen Allgemeinwissen messen können, geht das ZDF andere experimentelle Wege.
Es strahlt im kommenden Montagskino (26. Mai, 22:15 Uhr) den niederländischen Film App aus dem Jahr 2013 aus, bei der eine junge Studentin eines Morgens auf ihrem Smartphone eine neue App namens Iris entdeckt. Während Iris sich zu Anfangs noch als Wundermittel bei der Beantwortung sämtlicher Fragen herausstellt, wird nach einiger Zeit schnell klar, dass Iris aus dem alltäglichen Leben nicht mehr wegzudenken ist. Doch als plötzlich intime Videoclips von ihr und ihrer Freundin im Internet auftauchen, soll das nur ein Anfang der Dinge sein, die da noch sie und auf uns als Zuschauer zukommen werden.
Themenschwerpunkt „Die digitale Gefahr“
Der Film App ist Auftakt einer Themenschwerpunkt-Reihe im ZDF mit dem Titel „Die digitale Gefahr“.
Direkt im Anschluss an den Film wird der Spielfilm „Blindes Vertrauen“ (mit Clive Owen und Catherine Keener) ausgestrahlt, bei dem es um die Gefahren des Internet-Datings für Jugendliche geht.
An den beiden darauffolgenden Tagen beendet dann eine zweiteilige Dokumentation mit dem Titel „Verschwörung gegen die Freiheit“ den Themenschwerpunkt wieder. Die Dokumentation beleuchtet die neuen Spionage-Möglichkeiten der Geheimdienste wie der NSA im Netz und betrachtet auch die Verstrickungen von Unternehmen wie Google Co. in diesem Netz – teils auch unter Einfluss der Politik.
2nd Screen App
Umfragen zufolge schauen wir heutzutage nicht mehr einfach nur TV. Rund 20 % von uns schreiben während der Ausstrahlung einer Sendung schnell noch einen Tweet, beantworten auf Facebook Freundschaftsanfragen oder daddeln auf irgendwelchen Seiten auf dem Tablet oder Smartphone – und all das, während der Film oder die Show über den TV-Bildschirm flackert. Umfragen bestätigen den wachsenden Trend zu dieser Art des Watch-Multitaskings bei uns Zuschauern, den man auch als Abwesenheit der Konzentration auf den Film bezeichnen könnte. (Vielleicht ist es auch nur unsere Art, der Werbeflut des TV-Bildschirms zu entkommen – wobei dann sicherlich auch der das Erlebnis des eigentlichen Films oder der Sendung auf der Strecke bleibt.)
[lightbox full=”https://tmsb.de/wp-content/uploads/2014/05/photo-data.jpg” title=”IRIS (Quelle: ZDF / Ray van der Bas)”]
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Aber genau an diesem Punkt setzt das Experiment mit der 2nd Screen App des ZDF zum gleichnamigen Film an. Es versucht die Aufmerksamkeit wieder auf den Film zu lenken und uns als Zuschauer ein besseres Erlebnis vom gezeigten Geschehen zu liefern. Die kostenlose App zum Film kann man sich bereits jetzt über iTunes oder Google Play, je nach vorhandenem System, herunterladen und installieren.
Wenn der Film beginnt, aktiviert man die App einfach und wartet ab was passiert. Diese lauscht dann den Audioereignissen aus den Fernsehlautsprechern und löst bei Übereinstimmung bestimmter, erkannter Audiosignale eine Ereignis aus. Auf diese Weise erhält man aus der App heraus SMS zugespielt, legt Filmsequenzen offen und wird nach und nach zum Mitakteur mit den Schauspielerinnen und Schauspielern auf dem TV-Schirm. Man ist dabei nicht länger nur der außenstehende Zuschauer sondern steckt mittendrin im Geschehen.
In wie weit diese crossmediale Produktion es schafft, die 4 Wand gegenüber uns Zuschauern einzureissen, wird sich zeigen. ARTE hatte ja bereits ähnliche Experimente mit der Serie „About Kate“ durchgeführt, bei der ebenfalls eine App die Audiosignale der jeweiligen Episoden belauschte und Ereignisse auslöste. Vielleicht erleben wir mit „App“ nun eine Steigerung dieses Erlebnisses und die Rückführung der Konzentration auf den dargebrachten Inhalt. Wünschenswert wäre es allemal.
Der Themenschwerpunkt „Die digitale Gefahr“ im Kurz-Überblick:
Bildnachweise: (Quelle: ZDF / Ray van der Bas)
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