Als Transmedia Storyteller suchen wir für unsere Projekte immer wieder nach neuen medialen Möglichkeiten unsere Geschichten zu erzählen. Einfache E-Books spielen da schon seit längerem eine Rolle, in denen zum Beispiel ein Teil der transmedialen Geschichte aus einer anderen Perspektive erzählt werden kann.
Es gibt auch bereits unzählige Experimente damit, wie ein einfaches E-Book durch interaktive oder multimediale Erweiterungen angereichert werden kann – häufig jedoch als eigenständige E-Book-App, die dann beispielsweise im iOS-System nicht im iBook-Store gelistet wird, da es sich ja nicht um ein reines Buch handelt. E-Book Entwickler strecken deswegen schon seit längerem ihre Fühler nach dem HTML5 Standard aus, der von den meisten Browsern bereits wenn auch häufig noch nicht vollständig unterstützt wird. Das für diesen Web-Standard zuständige Konsortium, W3C, hat im Mai 2011 immerhin den sogenannten “Last Call” ausgerufen, was faktisch bereits einer kurz vor der Veröffentlichung stehenden Version, einem Release Candidate, entspricht. Die Roadmap des W3C sieht eine offizielle Verabschiedung des HTML5-Standards für 2014 vor.
Auch deswegen ist es spannend, bereits jetzt einen Blick auf die Möglichkeiten des HTML5-Standards zu werfen, die dann hoffentlich auch für E-Books zur Verfügung stehen. Der O’Reilly Media Verlag hat dazu bereits im Oktober 2011 das Buch “HTML5 for Publishers” veröffentlicht, das einige dieser Möglichkeiten im Detail beleuchtet. Der Autor Sanders Kleinfeld zeigt beispielsweise wie ein Leser mittels Geolokalisierung mitten in die Geschichte versetzt wird.
Der Text enthält dazu austauschbare Fragmente. Wie bei einem Lückentext werden diese Lücken/Fragmente beim Öffnen des E-Books an den jeweiligen Aufenthaltsort des Leser angeglichen. So entsteht der Eindruck, dass die Story direkt vor der eigenen Haustür spielt (- wenn die Geschichte dies zulässt). Die beispielhafte Nutzung dieser Fragmente geht noch weiter, indem sogar Angaben zum gegenwärtigen Wetter und der Temperatur eingefügt werden. Im folgenden Beispieltext wird aber auch schon deutlich, dass die Geolokalisierung auch ihre Tücken haben kann: Berlin wird in diesem Fall nicht als Stadt erkannt und statt dessen mit dem Text “CITY NOT FOUND” ersetzt. Aber die Programmierung ließe in diesem Fall auch zu, eine andere Ersatz-Stadt anzeigen zu lassen, wodurch das Geschehen wahrscheinlich nicht mehr vor der eigenen Haustür spielt, aber immer noch mehr Sinn macht als in der Stadt, die nicht gefunden werden kann zu spielen.
It was your typical 44.6°F day in CITY NOT FOUND when Muffin Bukowski was roused from decadent slumber by the ear-throttling shriek of an unidentified avian trespassing on the grounds of her otherwise-serene home [..]
Dies ist aber nur ein Beispiel für die Möglichkeiten des Einsatzes von HTML5. Der Autor zeigt darüber hinaus die Verknüpfung von Audio-/Video-Material mit dem Text, zum Beispiel anhand eines auditiv erweiterten Glossars. Er geht sogar noch einen Schritt weiter, indem er die Möglichkeiten eines Malbuches zur Verfügung stellt.
Das E-Book ist kostenlos im O’Reilly Shop oder auch auf Amazon erhältlich. Es zeigt einen sehr technischen Überblick der HTML5-Möglichkeiten für zukünftige E-Books, dessen Beispiele sich vordergründig an Publisher mit grundlegenden, aber sicheren Web-Programmierkenntnissen richten. Für den finalen Einsatz der Beispiele in eigenen E-Books wird man aber sicher noch einiges dazu im Internet oder in ausführlicheren Büchern recherchieren müssen, da das Buch mit seinen Beispielen lediglich einen Überblick geben will und deswegen nur beispielhaft an der Oberfläche kratzt.
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